Geht es nach dem Schweizer Gottlieb Duttweiler Institute (GDI), dann steht die Pflegebranche vielerorts vor einer Revolution. Kurz gesagt: Aus einem angebotzentrierten System weniger (staatlicher) Anbieter wird ein nachfrageorientiertes (individuelles) System vieler (privater) Anbieter. Allein die Schweiz benötigt bis 2020 an die 17.000 zusätzliche Pflegekräfte.
SZENARIO | Status Quo Plus | Pflege- bedarf | Care Convenience | Big Doctor |
Wer pflegt ? | Hauptsächlich professionelle Pflegekräfte | Jeder jeden | Plattform- betreiber bringen Angebot und Nachfrage zusammen | Hausarzt, Technik samt Algorithmus |
Wo wird gepflegt ? | mehr ambulant, weniger stationär | in der Nachbar-schaft (geo- grafisch oder kommunikativ bestimmt) | wo auch immer | wo sich Person aufhält |
Wann wird gepflegt ? | möglichst oft nach Bedarf | immer | wann auch immer | digital: rund um die Uhr analog: before demand |
Wie wird die Pflege organisiert ? | Plege-Management, Best-Practice-Orientierung | kleinräumig, auf kommunaler Ebene | staatliche Regulierung definiert den Rahmen für kommerzielle Plattformen | Einigung auf von Mensch und Maschine zu respek- tierende Werte |
Auf jeden Fall werde das Geschäftsmodell bisheriger Anbieter von Betreuungsleistungen, ob Unternehmen oder Institutionen, in Frage gestellt, denn in einem nachfrageorientierten System würden zwar die direkt erbrachten Leistungen bezahlt, jedoch nicht die vom Anbieter aufgebauten Kapazitäten und Infrastrukturen. Demnach ergeben sich laut GDI für die Pflegeeinrichtungen folgende 4 Szenarien (s. Tabelle): Status quo plus, die Pflegegesellschaft, Care-Convenience (mit viel Potenzial für PPP-Modelle) und die „Big Doctor“ Lösung.
Während in einer Pflegegesellschaft die soziale Zuwendung dominiert, rückt „Big Doctor“ die Gesundheit des Menschen in den Mittelpunkt. Dabei werden digitale Diagnose-Systeme eine zentrale Rolle spielen und den Körper wie das Verhalten des Pflegebedürftigen überwachen. Dazu werden „Before-Demand-Lösungen“ insofern entscheidend beitragen, als sie aus den Körperdaten bevorstehende Komplikationen herauslesen können; etwa Herzinfarkt, Schlaganfall oder Über- bzw. Unterzuckerung. Durch ein rechtzeitiges Warnsignal sollte es dann gar nicht zum Ernstfall kommen !